CHIO Boulevard II
Die Stimme. Der Graf. Die Ehre.
Platzieren wir die Nummer 1 mal dort, wo sie hingehört: an den Anfang, ganz oben. Leider werden wir uns ab 2023 daran gewöhnen müssen, dass die wirkliche, tatsächliche, unangefochtene „Voice Number One“ nicht mehr zu hören sein wird bei diesem überragenden Weltfest des Pferdesports. Der Mann adeliger Provenienz verabschiedet sich vom CHIO: Christian Graf von Plettenberg.
Wie die anderen – ebenfalls souveränen, vielseitigen, unterhaltsamen – Sprecher da im Richterhaus das demnächst ohne ihn organisieren, werden sie schon wissen und können. Aber anders wird es dann doch nach all den Jahren ohne die gräflich angehauchte Stimme klingen. Wenn das Wort Mainstream eine positive Bedeutung haben könnte, bitte hier: Hören Sie diesem Klang zu, lassen Sie die Melange aus Stimme und Kompetenz voller Fachwissen, Humor, Eloquenz und Spontaneität ins Stadion fließen und für 40.000 Besucherinnen und Besucher die akustische Hauptrolle übernehmen. Mainstream eben! Und er hat ein sehr feines Gefühl für Situationen, zuletzt etwa beim Natonenpreis, als eine junge Reiterin sich unplanmäßig viel zu früh von ihrem Pferd trennte und das gute Tier erst einmal eingefangen werden musste. Da bat er die Zuschauer, vorerst auf Beifall zu verzichten.
Adel verpflichtet, liebe Bürgerinnen und Bürger! In diesem Falle kommt er ohne überflüssige Attitüden übertriebener Inszenierung daher. Der Mann, den seine Freunde salopp „Pletti“ nennen, ist auf dem Boden der alltäglichen Tatsachen eines solchen Turniers mit all seinen Anforderungen geblieben. In einem Interview in Basel (da spricht er beim CSI), hat er mal gesagt, dass er gar nicht so gerne in erlauchten Kreisen verkehre. „Es sei denn, es lässt sich nicht verhindern.“
Der Preis der Stadt Aachen für eine Persönlichkeit, die sich ganz besonders um den CHIO verdient gemacht hat, wurde ihm am Donnerstagabend von der Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen verliehen. Seit 1991 hat von Plettenberg zu uns gesprochen. Jetzt hört der 69-Jährige auf eigenen Wunsch auf. Seine sonore Stimme und seine Persönlichkeit werden in der Retrospektive ihren guten Klang behalten. Alles Gute, lieber Christian von Plettenberg!
Ansonsten: Ausnahmsweise mal Regen beim CHIO
Das musste nicht sein, ist aber in Aachen normal, das Wort „ausnahmsweise“ also nur ein kleiner Öcher Wortwitz. Bilder, die alles sagen, zum Thema Regen beim Nationenpreis:
Fotos: bm