Die zweite Chance
Hansi Flick bleibt. Hansi Flick bereitet die deutsche Fußballnationalmannschaft auf die EM 2024 in Deutschland vor. Hansi Flick wird das mit jener Gewissenhaftigkeit, jenem Verantwortungsbewusstsein und jener Kompetenz tun, die ihn bei Bayern München und in den ersten Länderspielen ohne Niederlage ausgezeichnet haben.
Hansi Flick hat in Katar Fehler gemacht, die zahlreiche ehrenamtliche und selbst ernannte Bundestrainer gnadenlos markieren, sortieren, um sich darüber in aller Häme zu echauffieren. Das muss ein Bundestrainer aushalten, und er tut es auch. Dass er an dem Bayern-Block festgehalten hat, dass er Gündogan ausgewechselt hat, dass er unverdrossen auf Müller gesetzt hat: ja, das war nicht gut. Er wird – hoffentlich – nun seine dringend notwendigen Schlüsse daraus ziehen, die auch mit seiner nun erheblich angekratzten Autorität zu tun haben.
Katar war von vornherein für den DFB vermurkst. Zu viele meinten, in die Verhaltensweise der jungen Spieler hinein grätschen zu müssen, als wären diese die Verantwortlichen für die Politik und die Verurteilung eines Staates, bei dem unser Bundeswirtschaftsminister noch wenige Wochen vorher um drei Prozentchen Gas gebettelt hatte. Flick hätte solches Ansinnen an sein Team von vornherein abwehren müssen. Es nicht ansatzweise zu tun, war auch ein schwerer Fehler, gewiss.
Flick hat allerdings das jahrelange DFB-Chaos nicht zu verantworten. Er trägt keine Schuld an den Handlungen und Verhaltensweisen der nacheinander grandios gescheiterten Präsidenten Theo Zwanziger, Wolfgang Niersbach und Reinhard Grindel, nicht an den unseligen und selbstverliebten und eigennützigen Strippenziehern im Präsidium und in der Frankfurter Zentrale. Sie sind die wahren Ursachen des DFB-Dilemmas.
Der neue und unbelastete DFB-Präsident Bernd Neuendorf muss diese Hinterlassenschaft nun bewältigen, neue Strukturen schaffen, Ruhe in den aufgewühlten Laden bringen, und er hat mit Hans-Joachim Watzke einen erfahrenen Profi aus der Bundesliga an seiner Seite. Dies ist ein neues personelles Konstrukt. Die Alternative zu Flick wäre jetzt vielleicht Thomas Tuchel gewesen: Und wäre er wirklich eine bessere Lösung? Die zweite Chance: Sie ist in Deutschland unbeliebt und selten ein Gegenentwurf zum überhasteten „Feuern“, zum Entlassen, zum Fallbeil, aber sie sollte es jetzt sein. Es liegt nun an Flick, diese Chance zu nutzen.
Ein Gedanke zu „Die zweite Chance“
Ich traue Hansi Flick zu, mit der vielfältigen Erfahrung aus Doha „angereichert“, nun die zweite Chance zu nutzen. Das bedeutet aber auch, die Spielweise unseres Teams hinsichtlich der Effizienz durch neue Ideen in Frage zu stellen.