Ein klingendes Ausrufezeichen
Zwei Jahre kein Konzert. Zwei Jahre Corona-Pause. Zwei Jahre kein Publikum. Auch diese Abstinenz hat ein Kapitel der Zeitenwende geschrieben.
Und nun: zum Auftakt noch ein kleiner, aber erfolgloser Versuch, vom lauten Weihnachtsmarkt da draußen vor der Rathaus-Tür einen unpassenden tonalen Gegenentwurf zu senden. Thomas Beaujean wartet eine Sekunde und beginnt, beginnt ein Konzert runden Wohlklangs, professioneller Präzision, empathischer Interpretation und mit dem Gespür, wenige Tage vor Weihnachten und gerade in diesen eher unfriedlichen Zeiten ein Zeichen zu setzen: Die Kultur lebt! Sie ist wieder da. Und das gilt an diesem schönen Abend im Krönungssaal ohne jede Einschränkung; diesen Eindruck trüben auch einige noch nicht besetze Stühle nicht. Das wird sich wieder ändern, die Kultur ist auf dem Weg, und sie hat jede Unterstützung verdient.
Thomas Beaujean, dieser engagierte, dieser stets Esprit und Freude an der Musik ausstrahlende Dirigent, hat mit seinem Euro-Kammerorchester Aachen ein die trübe Jahreszeit erhellendes und somit glänzendes Programm ausgesucht: mit Edvards Grieg Suite „Aus Holbergs Zeit“ Opus 40, mit Georg Friedrich Händels Concerto grosso G-Dur Opus 6 Nr. 1, mit Wolfgang Amadeus Mozart und der Sinfonia concertante Es-Dur KV 364, und dann – allmählich auf dem Weg in die musikalische Schleife Richtung Feierlichkeit und Weihnachten – mit Johann Sebastian Bachs wunderbarem Coral „Jesus bleibet meine Freude“ und zwei Christmas Carols von John Rutter, allesamt gesungen von acht Sängerinnen und Sängern mit textklarer, stimmlich schöner Ausdruckskraft.
Geprägt wird dieses in sich so stimmige Konzert auch durch die Soli aus dem Orchester mit Piotr Oleniecki, Robin-Lynn Hirzel (Violine), Mladen Milarodovic (Violoncello) und Hans-Josef Lövenich (Cembalo) sowie den vom Publikum geradezu gefeierten Felicitas Schiffner (Violine) und Silas Zschocke (Viola), beide 25 Jahre jung, musikalisch brillant, mit einem in jeder Faser und jeder Beziehung gewinnenden Auftritt und bereits mehrfach international ausgezeichnet. Für Thomas Beaujean erweisen sich diese beiden als wahrer Glücksgriff – und natürlich auch für die so lange applaudierenden Menschen im nur klimatisch kühlen Saal.
Dieser Abend ist ein klingendes Ausrufezeichen: für die Exzellenz und die Seele der Musik, für das trotz der Krisen unverdrossene Engagement der Musikerinnen und Musiker, für die Empathie des Publikums und nicht zuletzt – für Zuversicht.