Keine Pattex-Lady
Am Wahlabend hatte sie sofort nach dem Desaster ihrer Koalition gesagt, dass man nicht einfach so weitermachen könne, solle, dürfe. Aber danach hatten ihr viele Voreilige unterstellt, sie wolle um jeden Preis in der Dreier-Koalition der Berliner Verlierer an der Macht bleiben. Man traute ihr nicht. So ist das mit und in der Politik.
Nun müssen sich einige korrigieren; denn Franziska Giffey klebt nicht fest an ihrem Amt als Regierende Bürgermeisterin, sie ist keine Pattex-Lady, sie wollte und will nicht unbedingt Rot-Grün-Rot. Ehrlich gesagt: Ich hatte es ihr nicht zugetraut. Sie verdient an dieser Stelle Respekt.
Die eigene Partei hat sie unter Druck gesetzt und angekündigt, im Falle einer Ablehnung ihrer Empfehlung für eine Koalition mit der CDU als Landesvorsitzende zurückzutreten. Warum will sie auf das Amt der Regierenden Bürgermeisterin verzichten und mit dem Wahlsieger CDU ein Bündnis eingehen? Sie sagt, es habe in den Sondierungsgesprächen mit der CDU mehr Schnittmengen gegeben als mit Grünen und Linken. Und dass man mit dem bisherigen Bündnis keinen echten Neubeginn hinbekomme.
Nun wird schon wieder spekuliert. Wollte sie einer Koalition zwischen CDU und Grünen zuvorkommen? Wird sie Senatorin mit einem „Super-Ressort“? Warum nicht, wenn sie jetzt den Weg frei macht für den eigentlichen Wahlsieger Kai Wegner? Sondiert sie bereits jetzt die Ausgangspositionen für die nächste Wahl? Berlin wählt schon in drei Jahren wieder. Wer dann die besten Chancen hat, wird sich zeigen, und es hängt doch alleine von der Qualität der Arbeit ab, die CDU und SPD gemeinsam und gewiss auch jeder für sich bis dahin leisten.
Noch ist das alles nicht in trockenen Bündnis-Tüchern. Die CDU trifft sich erst heute Abend, und in ihrem Landesvorstand sind durchaus einige der Meinung, dass eine Koalition mit den Grünen für die Union besser sei.
Wie auch immer: In Berlin gibt es Bewegung, überraschend ist das! Oder um einen ehemaligen Regierenden Bürgermeister zu zitieren: Das ist gut so.
Ein Gedanke zu „Keine Pattex-Lady“
Es gibt scheinbar tatsächlich noch Politiker(innen), die vernünftig und menschlich denken und auch den Wählerwillen beachten wollen! Hoffentlich bekommen wir davon noch mehr, sowohl in den Kommunal-, Landes- und Bundesparlamenten – denn das sind die einzigen, die noch Wähler(innen) halten und evtl. sogar dazu gewinnen können!!