Radfahrende in Aachen.
Das wäre schön, wenn alles so einfach wäre. Wäre, hätte, sollte, könnte, müsste: Der Konjunktiv regiert die Kommunalpolitik und ihre Versprechen.
Wie schön wäre es, wenn Aachen eine supertolle Fahrradstadt würde. Also: so eine wirklich richtige, regional, national und international bedeutende. Nicht nur mit rot aufgemalter Farbe. Nicht nur mit Fahrradbügeln, wo sie hin und auch nicht hin gehören. Sondern mit gelassenen Radfahrenden und gelassenen zu Fuß gehenden Personen. Mit Öcher Top-Rücksicht. Mit Öcher Top-Respekt. Mit Öcher Top-Charme. Mit einem Lächeln. Und ganz ohne verkrampfte Gesichtsmimik, die einen das Fürchten lehrt. Und irgendwann: ganz ohne Autos, Motorräder und ohne die zwar abgasfreien, aber wegen ihrer zuweilen unfassbar unnachgiebigen Lenkerinnen und Lenker umgebungsfeindlichen E-Roller.
Wie schön wäre es, in dieser so wundervoll entschleunigten und nicht nur politisch grünen Innenstadt zu flanieren – nachdem man sein Auto in einem P&R-Parkhaus (zum Beispiel am Tivoli oder demnächst in Rothe-Erde) abgestellt hat und von dort aus für 5,10 Euro (gilt für vier Personen) mit den im Preis inbegriffenen Leihfahrrädern auf klug angelegten Radwegen in die Altstadt gefahren ist. Und dann ist es nur noch ein kleiner Schub in das kostenlose und bewachte Fahrradparkhaus, zum Beispiel in ehemaligen Unterführungen.
Wie schön wäre es, wenn es davon gleich vier oder fünf so richtig zentral gäbe. Von wegen Akzeptanz und ähnlichem Gedöns. Das muss schon sein. Zum Beispiel am Büchel (wo es im abgerissenen Parkhaus ein Untergeschoss gab, ist bestimmt noch da), oder am Kaiserplatz (wo es mal Unterführungen gab), oder an der Ecke Peterstraße/Adalbertstraße, wo es, na Sie wissen schon, mal eine Unterführung gab. Oder an der Unterführung am Bushof, die jetzt auf den Stufen nach unten zu künstlerischen Höhenflügen ansetzt. Oder in den Parkhäusern der Apag (natürlich zum Nulltarif und rund um die Uhr). Oder tagsüber auf leerstehenden Flächen (selbstredend mit Aussicht auf renommierte Stadtplanungsinnovations-Awards) – etwa integriert im Reallabor Theaterplatz.
Wie schön wäre es, wenn das schon Wirklichkeit wäre. Ist es, liebe Radfreundinnen und –freunde!
Nur noch nicht hier, aber bei unseren Nachbarn in den Niederlanden. Konkret: in s’Hertogenbosch, in Nijmegen, in Arnheim, in Amersfoort, in Utrecht. In jeder dieser Städte. Meine Frau und ich haben das genossen bei unserer Radtour vor wenigen Tagen. Und fotografiert: Um zu zeigen, wie einfach effektive Planung mit dem ersten vor dem zweiten und dritten Schritt sein kann, wie sehr sie den Innenstädten nützt und vor allem den Menschen , die so gerne ohne Auto in die Innenstadt möchten, wenn es denn Alternativen gäbe: Parkhäuser, in denen kein Rad mehr geklaut wird, in denen es Schließfächer gibt, und – das wäre dann Aachen-exklusiv – in dem es einen vom Einzelhandel organisierten Lieferservice zu den P&R-Häusern und -plätzen gibt. Und bei schlechtem Wetter wird man (ebenfalls zum Preis von 5,10 € für vier Personen) mit dem Elektrobus-Shuttle in die City chauffiert.
Also dann, plant mal schön weiter. Der Mensch ist geduldig, wenn auch nicht immer auf dem Fahrrad.
Wieso eigentlich ausgerechnet 5,10 €? Das kostet es in s‘Hertogenbosch. Wie gesagt: Parken und Fahrräder und/oder Elektrobus-Shuttle für vier Personen inklusive.
Ein Gedanke zu „Radfahrende in Aachen.“
Das ist ein sehr kreativer Ansatz zur neuen Sachlichkeit in der Verkehrspolitik der Stadt.
Die Umsetzung scheint doch nun auch wirklich einfach und vor allem unideologisch. Man fragt sich ja gerade bei den schlicht ins Auge fallenden Lösungen, warum man nicht selbst darauf gekommen ist.
Aber die einfachen Lösungen sind wohl auch die politisch komplizierten.