Das Portmonee

Das Portmonee

Heute vor 25 Jahren führten die meisten deutschen Zeitungen die durchaus umstrittene und teils heftig bekämpfte Rechtschreibreform für ihre Publikationen ein, auch die Aachener Zeitung. Auf WDR 5 habe ich darüber im „Westblick – Das Landesmagazin“ dazu heute ein kurzes Gespräch mit WDR-Redakteur Michael Brocker geführt.

Er wollte von mir, dem damaligen Chefredakteur, wissen, welche Reaktionen es in der Redaktion und vor allem bei den Leserinnen und Lesern gab. Die Diskussionen in den Redaktionskonferenzen waren engagiert, meinungsfreudig und letztlich sehr konstruktiv. Zum Startschuss der neuen Rechtschreibung veröffentlichten wir damals die wesentlichen Neuerungen auf einen Blick – von der neuen Laut-Buchstabenzuordnung über die Getrennt- und Zusammenschreibung bis zur Groß- und Kleinschreibung und zur Zeichensetzung. Vieles war logisch, manches angepasst an den Alltag, einiges kompliziert.

Heute hat sich das längst eingespielt. Am Anfang gab es eine Menge an Leserbriefen, und die meisten Leserinnen und Leser, die sich da äußerten, lehnten die Rechtschreibreform mehr oder weniger engagiert und zuweilen ungehalten ab. Aber die Zeitungen hatten kaum eine andere Wahl, da sich die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen entschieden hatten, die Reform zum 1. August 1999 umzusetzen. Und die Schulen, in denen wir im Rahmen des Projekts „Zeitung in der Schule“ mit unseren Zeitungsexemplaren

Und natürlich gab es nach der Reform Änderungen der Reform und Änderungen der Änderungen der Reform – typisch deutsch eben! Am Ende gab es mehr Varianten als vorher – also vom Duden anerkannte Alternativschreibungen – etwa Portemonnaie oder Portmonee. Im Großen und Ganzen, auch das schreibt man seit 25 Jahren so, ist die Akzeptanz für die jetzige Rechtschreibung vorhanden; denn wer würde sich denn heute schon wieder eine Reform wünschen? Bloß nicht!

Zeitungsausschnitt: Aachener Zeitung vom 1. August 1999

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