Autonomes Fahren: RWTH Aachen fährt voran!
Timo Woopen und Laurent Klöker | Institut für Kraftfahrzeuge (ika) der RWTH Aachen über automatisiertes und Fahren mit 5G
Automatisiertes und autonomes Fahren macht sichere und komfortable Mobilität möglich. Die Aachener Forscher sind davon fest überzeugt. Und mit 5G wird es noch sicherer, da die Datenraten erhöht und die Latenzzeiten (also die Reaktionszeiten) minimiert werden. Für Timo Woopen und Laurent Klöker vom Institut für Kraftfahrzeuge (ika) der RWTH Aachen eine ebenso anspruchsvolle wie spannende Herausforderung. Dass sie das mit ebenso viel Elan wie Kompetenz bewältigen, wird bei unserem Gespräch sofort klar. Ihre Arbeit auf dem Campus ist ein bedeutender Teil anspruchsvoller innovativer Technologie und letztlich der Mobilitätswende.
Und es ist wirklich eine Herausforderung, eine dreifache sogar. Teststrecken und -aufbauten gibt es in drei verschiedenen Umgebungen: Stadt, Land und Autobahn. Aachen fährt vor und voran: zunächst städtisch mit 46 Infrastrukturmessstationen an bereits bestehenden Beleuchtungsmasten auf einem 2,4 Kilometer langen Rundkurs mit Campus-Boulevard, Forckenbeckstraße und Seffenter Weg. Auf der B56 in der Nähe des Testcenters Aldenhoven und an der A44 am Autobahndreieck Jackerath werden jeweils elf neue Infrastrukturmessstationen entlang einer Strecke von einem Kilometer errichtet. Hier werden neue Masten zur Befestigung der Sensorik am Straßenrand aufgebaut. Laurent Klöker: „Damit können wir diverse Daten in unterschiedlichen Verkehrssituationen aufzeichnen.“
Der Planungsaufwand für das gesamte Projekt ist hoch. Über elf Millionen Euro stehen dafür bis Ende September 2021 zur Verfügung, 9,57 Millionen beträgt der Anteil des Bundes. „Ende Juni konnten wir in Aachen starten“, meint Laurent Klöker. Im Bereich Landstraße und Autobahn wird es voraussichtlich zwei Monate länger dauern, ehe dort die Tests beginnen können.
5G ist eine neue Dimension.
Sicherheitsrelevante Nachrichten in der Fahrzeugkommunikation können mit geringerer Latenzzeit viel schneller ausgetauscht werden. Klöker: „Man kann bei 5G von Echtzeit sprechen.“ Hier geht es um Millisekunden, das Fahrzeug kann wesentlich früher auf kritische Situationen reagieren. Und es gibt neben der Schnelligkeit viel mehr Daten als vorher.
Wie sicher ist autonomes Fahren?
Viele Verkehrsteilnehmer sind skeptisch. Timo Woopen: „Die Sicherheit ist die erste Frage, die den Verbraucher interessiert. Hier spielen Sicherheit, Effizienz und Komfort eine Rolle. Und natürlich die Frage, wann das Produkt marktreif ist.“ Zum Zeitpunkt können die Forscher noch wenig sagen. Nur so viel: „Erste Anwendungsfälle wie automatisierte Shuttles gibt es ja schon“, sagt Timo Woopen. „Aber die fahren nur bestimmte vorgegebene Strecken. Anders wäre das bei einem Taxi, das sich überall in der Stadt bewegt, dann sind wir in wesentlich komplexeren Regionen unterwegs.“ Der Sicherheitsgewinn durch 5G soll intensiv am Campus erforscht werden. Das Thema Kommunikation der Fahrzeuge miteinander unter Berücksichtigung schlecht einsehbarer Kreuzungen in der Stadt spielt dabei eine große Rolle. Timo Woopen: „Durch Kommunikation über 5G wird die Effizienz gesteigert, weil das autonome Fahrzeug nicht mehr so extrem langsam unterwegs sein muss. Das Fahrzeug weiß schneller und genauer Bescheid, was passiert und kann sich entsprechend verhalten.“