Perfekt: Karlspreis für drei mutige Frauen
Salopp könnte man hocherfreut von einem „Coup“ reden. Das aber wäre der Ernsthaftigkeit und der tatsächlichen Würde und der großen Haltung bei dieser Entscheidung nicht angemessen. Das Karlspreis-Direktorium hat einstimmig beschlossen, den Karlspreis 2022 an drei mutige und für die Demokratie in Belarus kämpfende Frauen zu verleihen: an Swetlana Tichanowskaja, Veronika Tsepkalo und Maria Kolesnikowa. Der Vorsitzende des Direktoriums Jürgen Linden sagte, damit würdige man den mutigen und ermutigenden Einsatz gegen brutale staatliche Willkür.
Die bekannteste der drei designierten Preisträgerinnen ist Swetlana Tichanowskaja, die Ehefrau des Regimekritikers Sergej Tichanowski, der vor wenigen Tagen wegen der „Vorbereitung und Organisation von Massenaufständen“ zu 18 Jahren Haft verurteilt wurde. Sie war Kandidatin bei den Präsidentschaftswahlen in Belarus 2020 und lebt mittlerweile im Exil.
In der Begründung für die Verleihung heißt es unter anderem: „Die drei Leitfiguren der belarussischen demokratischen Bewegung sind energiegeladene, lebendige Symbole für den Geist der Freiheit. Ihre Opfer sind beispiellos. Ihre Botschaften sind ansteckend und aufrüttelnd. Sie sind das unbeugsame Signal an die eigene belarussische Gesellschaft, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen, sie sind auch das Signal an eine ermüdende europäische Gesellschaft, wieder überzeugt und kämpferisch für die in Jahrhunderten erstrittenen europäischen Werte einzutreten.“ Die Aachener Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen nennt die Preisträgerinnen „Heldinnen der Jetzt-Zeit“.
Das Direktorium hat eine überzeugende, eine exzellente und in der Geschichte des Karlspreises einzigartige und aufrüttelnde Entscheidung von diesmal tatsächlich internationaler Bedeutung getroffen, zu der man nur uneingeschränkt gratulieren kann.
Bildausschnitt mit dem Karolus-Monogramm aus einem Gemälde von Emil Ciocoiu