„Die Seele strahlt aus“
Aachen. Die 50. Aachener Bachtage sind ein wirkliches Faszinosum, sie tauchen die Stadt ein in eine wunderschöne Melange aus Esprit, Virtuosität, Vielfalt, Können, Engagement, Begeisterung und nicht zuletzt dem Talent, diese große Zahl unterschiedlicher Konzertangebote zu organisieren und daraus ein derart überragendes Programm zu gestalten.
Neben den zwei Jubiläumskonzerten bietet der Aachener Bachverein weitere interessante Formate an, und dazu gehörte an diesem Donnerstagabend das Orchesterkonzert mit Bearbeitungen verschiedener Kompositonen Johann Sebastian Bachs in der restlos besetzten Aachener Annakirche unter dem so passenden Titel „Die Seele strahlt aus“.
Ausführende waren das Sinfonieorchester Aachen barock unter der Leitung von Mathis Groß, Studienleiter und Zweiter Kapellmeister am Theater Aachen. Er ist zudem Dirigent des Jugendsinfonieorchesters Aachen. Begeisternde und tief beeindruckende Solisten waren Stéphane Egeling (Oboe), der nach zwei Jahren an der Deutschen Oper Berlin seit 1996 Mitglied des Sinfonieorchesters Aachen ist, sowie Joanna Huszcza (Violine), Dozentin und Professorin am Koninklijk Conservatorium in Brüssel.
„Werke von Johann Sebastian Bach in neuen Perspektiven“ lautete der Untertitel für diesen bemerkenswerten Abend. Stéphane Egeling bemerkt dazu: „Die Musik von Johann Sebastian Bach hat seit 300 Jahren immer wieder Spuren im Schaffen von Komponisten und Interpreten hinterlassen, oder besser: Drei Jahrhunderte lang haben sich Künstler von Bachs Musik inspirieren lassen und das in eigenen Werken zum Ausdruck gebracht.“ Das Programm bestand ausschließlich aus solchen Werken, bearbeitet von Heribert Breuer, Dirk-Michael Kirsch und Stéphane Egeling.
Egeling lag dieses Konzert auch besonders am Herzen, weil Heribert Breuer eigens aus Berlin nach Aachen gekommen war. Egeling: „Professor Heribert Breuer ist nicht nur der Gründer der Berliner Bach Akademie, er hat auch in Aachen als künstlerischer Leiter der Bachtage seine Spuren hinterlassen.“ Auch vor diesem Hintergrund sei es für die Musiker des Sinfonieorchesters Aachen eine große Freude gewesen, in diesem Konzert gleich drei Bachbearbeitungen von Heribert Breuer zu spielen.
Heribert Breuer (geb. 1945) war von 1979 bis 1982 als Kantor und Organist an der Annakirche sowie Künstlerischer Leiter des Aachener Bachvereins. 1982 wurde er als Professor für Chorleitung und Kontrapunkt an die Universität der Künste Berlin berufen, wo er bis 2010 lehrte. Heribert Breuer hat sich als Bearbeiter mit einer großen Zahl an Adaptionen für unterschiedliche Besetzungen ausgezeichnet. Der Aachener Bachverein dufte sich darüber freuen, dass es zwei weitere Bearbeitungen Breuers als Uraufführungen an diesem Abend gab. Vervollständigt wurde dies mit einer dritten Uraufführung, einem Konzert von Dirk-Michael Kirsch.
Bereits seit der Spielzeit 2015/16 spielt das Sinfonieorchester Aachen bei der Aufführung von Werken aus der Barockzeit vollständig auf historischen Instrumenten. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal unter den theatereigenen Orchestern Deutschlands.
Den Abschluss der 50. Bachtage bildet am Sonntag, 26. November, 17 Uhr, die Aufführung von Bachs Messe h-Moll (MWV 232) in der Kirche St. Michael (Jesuitenstraße).
Fotos: bm