Schaffen wir das nicht?
Lange gewarnt. Sinnlos. Hoffnungslos. Am Ende: sprachlos. Nicht mehr fünf vor zwölf. Sondern viel später, viel zu spät. In Uhrzeiten lässt sich Unmenschliches ohnehin nicht messen. In Europa längst in Jahren: des Versagens.
Moria statt Moral. Ausreden statt Handeln. Kleinmut statt Zivilcourage. Angst vor rechten Hetzern statt Mut zur Humanität. Würdelosigkeit statt Würde.
Es wird sie nicht geben, die „europäische Lösung“. Wenn wir auf Ungarn und andere Verweigerer warten, machen wir uns gemein mit den Chefdramaturgen von Europas Schande.
NRW will 1000 akut schutzbedürftige Menschen aufnehmen. Auch andere Bundesländer wollen helfen. Das ist eine kurzfristige humanitäre Geste. Nicht mehr. Wo ist das Problem, Herr Seehofer? Schaffen wir das nicht? Ach ja: Wir dürfen keine Präzedenzfälle schaffen.
Wer – völlig berechtigt – geordnete Kontrolle verlangt, darf jedoch die Dinge nicht laufen lassen. Zum Beispiel: „Hilfe vor Ort“ darf nicht jetzt wieder nur gesagt, sondern muss auch geleistet werden. Konkret. Pragmatisch. Gründlich, aber vor allem: schnell. Die deutsche Ratspräsidentschaft wird sich darum kümmern müssen. Es werden nicht alle 27 mitmachen. Vielleicht nur 12 oder 15, und wenn es nur 8 Protagonisten wären: Sie würden endlich etwas tun und die große EU aus dieser peinlichen Armseligkeit herausholen. Ein bewegendes europäisches Gefühl!